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Wichtiger Sieg nach schwer umkämpftem Spiel. Die Dresden Monarchs behalten nach einem Herzschlagfinale gegen den Tabellenführer der GFL Nord die Oberhand und holen damit wichtige Punkte im Kampf um ein Heimspiel in den PlayOff. Vor knapp zweieinhalb Tausend Fans im Dresdner "Heinz-Field" gewann Dresden gegen die Berlin Rebels mit 40:36 (0:0/14:0/13:14/13:22).
"Für solche Spiele geht man zum American Football"! Das schrieb ein Fan der kurz nach dem Spiel am Samstag Nachmittag auf das Facebook Profil der Dresden Monarchs. Und damit drückte er wohl das aus, was viele nach diesem Krimi dachten. Dieses Gipfelduell in der GFL Nord zwischen Tabellenführer und Verfolger hatte alles, was ein Spiel mit erhöhtem Infarkt-Risiko braucht: zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten, spektakuläre Spielzüge, hitzig und z.T. überhitzt geführte Zweikämpfe und ein Finale in fast allerletzter Sekunde inklusive befreiendem, frenetischem Jubel auf den gefüllten Rängen. Dort sah man zunächst zwei Teams, die sich vorsichtig einander annäherten. Zu groß offenbar der Respekt voreinander und die Angst mit Fehlern früh in Rückstand zu geraten. Entsprechend endete das erste Viertel ohne Punkte. Berlin stand zwar zwei Mal in aussichtsreicher Feldposition, scheiterte aber in beiden Fällen beim Fieldgoalversuch. Dann kam der Gastgeber besser in Fahrt. Wobei Dresden beide Male von Fehlern des Gegners profitierte. Zunächst verlor Berlins Runningback Larry McCoy noch in der eigenen Hälfte den Ball und Dresden griff zu. Eine Handvoll Spielzüge später stand es 7:0. Brandon Connette fand Hendrik Hinrichs in der rechten äußeren Ecke der Endzone zum Touchdown und Franz Kammel verwandelte den Extrapunkt sicher. Auch Touchdown Nr. 2 folgte einem Fehler und dem konsequenten Zugreifen der Monarchs Verteidiger. Berlin musste den Ball diesmal nach dem vergeblichen Versuch abgeben, einen weiteren Fieldgoalversuch spontan in einen Firstdown zu verwandeln. Dresden bedankte sich erneut gnadenlos und umgehend: Connette mit einem 45 Yard Touchdownpass auf Micky Kyei (PAT Kammel 14:0). Direkt nach der Halbzeitpause trat Dresden erneut kurz und beherzt aufs Gaspedal. Ein zunächst schon abgewehrter Pass landete in den Händen von Micky Kyei, der nach der ersten Überraschung das vollkommen leere Feld realisierte und zum dritten Touchdown lief (PAT Kammel 21:0).
Und dann? War doch eigentlich schon alles klar. Dresden schien sicher. Berlin schien mit sich zu hadern. Und auf den Rängen war man in bester Feierlaune. Doch aus welchem Grund auch immer: plötzlich kippte das Spiel und entwickelte sich zu einem selten gesehenen Thriller. Berlin kämpfte sich regelrecht aus dem Loch. Dem nächsten Drive merkte man richtig an wie sich jeder einzelne der Rebels jeden Meter des Feldes und jeden Schritt zurück zum Selbstvertrauen mühsam erarbeitete. Mit Erfolg: der Anschluss Touchdown mit einem Pass von Terell Robinson auf Alexander Tounkara (PAT Machs von Wachsmann 21:7). Dresden antworte zügig und legte mit einem spektakulärem Run von Donald Russell über das halbe Feld nach. Touchdown Nr. 4 zum 27:4. Die Monarchs entschieden sich für eine 2 Point Conversion. Das misslang und hätte sich am Ende der Partie fast bitter gerächt. Denn Berlin bekam jetzt Oberwasser. Und tatkräftige Unterstützung der plötzlich nervös agierenden Monarchs. Zu Touchdown Nr.2 wurden die Rebels nach etlichen Strafen gegen Dresden regelrecht eingeladen. In der zunehmend hitzigen Atmosphäre auf dem Rasen liesen sich die Monarchs ein ums andere Mal den Schneid abkaufen. Ob nun von den Berlinern provoziert oder nicht: Dresden verlor Ruhe, Souveränität und damit den Faden im Spiel. Und die Rebels zeigten eindrucksvoll dass sie nicht zufällig bisher die Tabelle der GFL Nord angeführt hatten. Mit Touchdowns von Matthias Wolf und erneut Alexander Tounkara schoben sie sich immer weiter heran. Dresden hatte zwar zwischenzeitlich über Sebastian Sagne zum 33:14 nachgelegt. Dennoch war das im Football so viel gepriesene Momentum jetzt auf Seiten der Berliner. Spätestens als gut vier Minuten vor Schluss Berlin mit dem nächsten Touchdown über Mathias Wolf auf 33:28 herankam ahnte auch der letzte im Stadion dass nun beide Teams wirklich alles in die Waagschale werfen mussten und auch würden. Und diese letzten Minuten werden wohl alle die an diesem Samstag dabei gewesen sind lange im Gedächtnis behalten. Dresdens Offense wackelte. Gleich mehrere Pässe von Brandon Connette wurden von den Berliner Verteidigen fast abgefangen. Aber nur fast. Dennoch: bei knapp zweieinhalb Minuten auf der Uhr musste Dresden den Ball ohne Punkte nachgelegt zu haben abgeben. Berlin am Drücker und Dresdens Verteidger verzweifelt am gegenhalten. Und trotzdem gelang den Rebels das, was kurz nach der Halbzeitpause niemand für möglich gehalten hätte. Mit dem Beginn der Schlussminute lief Quarterback Terell Robinson selbst zur Berliner Führung. Erst über 18 Yard zum Touchdown. Und dann auch noch für zwei weitere Punkte in der Conversion. Spielstand 33:36! Ein Schock für Dresden. Das sich die Monarchs daraus befreien konnten, vor allem wie konzentriert und überlegt sie es taten und sich in buchstäblich letzter Sekunde zurück kämpften, dafür kann man als Beobachter und Fan nur ein Wort geben: Respekt! Und grenzenlosen Jubel, als Connette mit seinem letzten Pass Mike Schallo zum Touchdown bediente, zur erneuten Führung und zum Sieg.
Das hat Nerven gekostet. Und sicher auch sehr viel mentale und körperliche Kraft. Dresden hat einen sicher scheinenden Sieg fast aus der Hand gegeben. Dresden hat aber auch einen unglaublichen Nackenschlag in letzter Sekunde abgewehrt. Das alles wird im Kopf bleiben, wenn es in den kommenden Wochen um weitere Punkte im Kampf um die Nordmeisterschaft geht.